Die alte JVA

Beim Betreten dieser Location machte sich sofort ein beklemmendes Gefühl breit. Eine verlassene Justizvollzugsanstalt, mitten in einer Großstadt in NRW. Dass man eine JVA von innen sehen und sich so frei bewegen kann ist eigentlich nicht selbstverständlich. In der Regel bedeutet Knast immer: Wärter, Sicherheit und geschlossene Türen.

Leider waren zu dem Zeitpunkt unseres Besuches schon viele Gebäudetrakte abgerissen, sodass wir uns auf das wesentliche konzentrieren konnten.

Obwohl recht außerhalb vom Stadtzentrum erbaut, erstreckt sich das rund 3,2 Hektar große Anwesen inmitten eines Wohngebietes. Der Grundstein wurde im Jahr 1893 gelegt, ehe es dann im Jahr 2012 geschlossen und durch ein moderneres Gefängnis in unmittelbarer Nähe ersetzt wurde.

In den Jahren 1892 bis 1934 wurden dort auch Hinrichtungen vollzogen. Insgesamt fanden acht Menschen in dieser JVA ihre letzte Ruhestätte. Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde aus dem sog. Weiberhaus ein Jugendhaus für männliche jugendliche Untersuchungsgefangene.

Die JVA konnte bis zu 529 Gefangene aufnehmen, Strafgefangene und Untersuchungshaftgefangene wurden hierbei aber in getrennten Abteilungen eingeschlossen und mussten ihre Zeit absitzen.

Zwei der wohl bekanntesten Insassen waren sicherlich der ehemalige RAF Terrorist Andreas Baader und der bekannte deutsche Schauspieler Martin Semmelrogge. 

Ein weiteres Highlight war sicherlich die ehemalige Kapelle, welche jedoch aufgrund eines Großbrandes im Jahr 2016 fast vollständig zerstört wurde und seither als akut einsturzgefährdet galt.

Zudem gab es auf dem Außenbereich einen Basketballplatz, Bänke und jede Menge Patz zum Spazieren, da die Zellen nicht sonderlich groß waren.

Im Jahr 1995 wurde die Justizvollzugsanstalt kurzer Hand in eine Konzert-Location umfunktioniert. Die deutsche Punk-Rock-Band “Die Toten Hosen” gaben für die Insassen kurz vor Heiligabend ein Weihnachtskonzert.

Im weiteren Verlauf wurde das Anwesen u.a. als Event-Location für die Fashion Week und für Film- und Dreharbeiten genutzt.

Im Frühjahr 2017 begannen die vorbereitenden Arbeiten für den Rückbau auf dem rund 35.000 Quadratmeter großen Areal. Auf dem großen Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt soll nun ein lebendiges Stadtquartier entstehen. Mindestens 50 Prozent der Wohnbebauung soll als geförderter Wohnungsbau entstehen –
davon werden wiederum 30 Prozent als studentisches Wohnen eingeplant.

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